Cengiz Tekin

Red Carpet

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Eigentlich gibt es auf dem Bild nicht sehr viel zu sehen. Ein Strand, der zum Meer führt, weit hinten ein Millimeter Land am Horizont, und im Vordergrund ein roter Teppich, der ins Wasser sinkt. Zweifellos ist der Film eine Hommage an die Flüchtlinge, die das Mittelmeer überqueren und dabei riskieren, darin spurlos zu verschwinden. Doch da ist mehr im Bild, wenn wir genau hinschauen. Das Land an der Grenze zum Wasser ist kein Sandstrand, sondern Kulturland, das kürzlich geerntet wurde oder auf dem man noch nicht angesät hat. Fast meine ich die Konsistenz der dunklen, feuchten Erde auf meiner Handfläche zu spüren.

Ausserdem kann jeder sehen, dass der Künstler das Meer als Montage über das Feld gelegt hat. Ich bin in einem Land voller Seen, Bäche und Rinnsale aufgewachsen und weiss daher nicht viel über Salzwasser, jedoch einiges über Süsswasser und seine Strömungen. Ich kann Ihnen versichern, dass wir nicht an einer Küste stehen, sondern am Ufer eines Flusses, der sein Wasser sanft und ruhig nach links führt. Der Künstler erinnert uns daran, dass uns das Feld, auf dem wir stehen, nicht mehr gehört, denn jemand schlägt vor, das wir es verlassen um unser Glück am gegenüberliegenden Ufer zu finden. Falls wir schwimmen können, könnte uns dies gelingen, doch auf der anderen Seite ist es trocken und staubig. Aber vielleicht geht es gar nicht um uns. Vielleicht warten wir auf jemanden, der bald kommt und unser Gast sein wird, dem wir ein kleines Stück Land anbieten können. 

 

Cengiz Tekin

Red Carpet

Actually, there isn’t much to see in this film: A shore leading to the sea, a millimeter of horizon in the background, and in the foreground a red carpet entering into the water. Undoubtedly, this is an homage to the desperate fugitives who risk drowning as they cross the Mediterranean Sea and disappear just like the carpet. But there is more to this film if we look closely. Instead of a sandy beach, recently harvested or not yet sown cultivated land borders the water. I can almost feel the claylike consistency of the dark and humid soil in the palm of my hand.

Also, everyone can easily see the artist has mounted a false sea. Since I grew up in a country having numerous lakes, rivers and creeks, I know little about salty but much more about fresh water streams. This water flows gently and steadily to the left. Believe me we are not standing on a sea shore, but rather beside a river. Cengiz Tekin reminds us that the land directly in front of us is no longer ours because someone suggests we leave and settle across the river. If we are able to swim, we might cross the water to escape, but the land on the other side seems dusty. But then, perhaps the work is not even about us. It feels as if we are waiting for someone to come, someone who will be our guest, someone to whom we can offer a decent piece of land.